Mittwoch 13.02.2013
Um 14:00 Uhr ist es endlich soweit. Noch ein Stopp an der Tankstelle um alle verfügbaren Tanks und Kanister aufzufüllen – nur nicht in der Kalmenzone zu wenig Sprit an Bord haben – dann starten wir unsere erste Atlantiküberquerung in trauter Zweisamkeit. Vor uns liegen etwa 1.400 Seemeilen und wir rechnen damit, dass wir in etwa 12-14 Tagen die brasilianische Insel Fernado De Noronha erreichen werden.
Freitag 15.02.2013
Standort: 13° 03`N, 25°47`W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: leicht bewölkt, 24°C
Wind: 13-18 Knoten NNO
Gefahrene Strecke: 247 nM
Letztes Etmal: 113 nM
Reststrecke: 1136 nM
nach einer sehr angenehmen Nachtfahrt mit 15 - 20 Knoten Wind, schläft dieser um 5 Uhr früh ein und wir starten den Motor. Beim Decksrundgang entdecken wir einen...
Da dies kein üppiges Mahl ist, wandert er wieder zurück ins Meer
Nach Sonnenaufgang setzen wir den Gennaker und gleiten damit ganz ruhig bis zum Sonnenuntergang mit 4-5 Knoten Geschwindigkeit dahin.
Danach setzen wir wieder die Genua. Gitti schmökert im Brasilien-Reiseführer und versucht ein paar Brocken portugiesisch zu lernen. Fritz bastelt an der nächsten Fotoshow über den Karneval in Mindelo.
Samstag 16.02.2013
Standort: 11°14´N, 026°13´W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: leicht bewölkt, 25°C
Wind: 15-22 Knoten NO
Gefahrene Strecke: 368 nM
Letztes Etmal: 118 nM
Reststrecke: 1015 nM
heute haben wir das erste Mal etwas rauere See mit ca. 4 Meter hohe Wellen. Die Schiffsbewegungen sind aber trotzdem noch recht angenehm. Am frühen Nachmittag plötzlich ein lautes ssssssssssss - die Angel hat angeschlagen und eine schöne Goldmakrele hängt am Haken. Die Fischfilets aus ganz zartem Fleisch warten jetzt im Kühlschrank bis sie morgen gebrutzelt werden.
Zur Abenddämmerung taucht eine Schule Wale auf, die hinter unserem Schiff eine Darbietung in Wellenreiten gibt. Leider wechseln diese flinken Tiere so schnell ihre Position, sodass wir dieses Schauspiel nicht fotografieren können.
Sonntag 17.02.2013
Standort: 09°26`N, 026°31`W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: teils sonnig, teils leicht bewölkt, 25°C
Wind: 13-18 Knoten NO
Gefahrene Strecke: 475 nM
Letztes Etmal: 113 nM
Reststrecke: 908 nM
in der Nacht sehen wir das erste Mal das berühmteste Sternbild der Seefahrer - Southern Cross (Kreuz des Südens). Dies zeigt uns, dass wir der südlichen Hemisphäre immer näher kommen. Ansonsten ist heute ein gemütlicher Segeltag ohne jegliche Besonderheiten. Wind und Welle sind leicht zurückgegangen, daher angenehmes Segeln. Am Nachmittag braten wir uns die ertste Hälfte der Goldmakrele, sie schmeckt vom Feinsten. Ausser unserer täglichen Funkrunde mit den Segelyachten "Bold-Venture" (Schweden), "Mischief" (Spanien) und "Randivag" (Schweden), ist das Leben an Bord sehr ruhig und beschaulich.
Montag 18.02.2013
Standort: 07°48`N, 026°59´W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: leicht bewölkt, 27°C
Wind: 9-14 Knoten NNO
Gefahrene Strecke: 577 nM
Letztes Etmal: 100 nM
Reststrecke: 806 nM
Was ist ein perfekter Segeltag?
Pünktlich zum Sonnenaufgang wird das Grosssegel gesetzt. Die Genua wird ausgebaumt und wir segeln vorm Wind.
Die Schiffsbewegungen sind ganz sanft und weich, kaum Welle. Strahlend blauer Himmel und 27° Grad Lufttemparatur laden zum Sonnenbaden ein. Zum Essen gibt es eine Fischpfanne mit Makrelenfilets, Kartoffeln und Karotten - köstlich. Bis zum Sonnenuntergang wird nichts verändert und wir gleiten mit 4-5 Knoten Geschwindigkeit der Nacht entgegen.
Es wird nicht immer so sein, aber heute war für uns dieser sogenannte "perfekte" Segeltag.
Dienstag 19.02.2013
Standort: 06°04`N, 027°10´W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: teils bewölkt, 28°C
Wind: 15-25 Knoten NNO
Gefahrene Strecke: 681 nM
Letztes Etmal: 102 nM
Reststrecke: 702 nM
Obwohl wir uns der Kalmenzone nähern - korrekter Name ITC - Zone (Inter Tropic Convergence), erfreuen wir uns noch eines lebhaften Windes. Wir werfen die Angel aus und schon kurze Zeit später gibt es Fischalarm. Mühsam kurbelt Fritz die Angel ein, die Rute droht zu brechen, es ist eine sehr grosse Goldmakrele am Haken. Eigentlich viel zu gross für uns, stellen wir fest und sind daher nicht böse als sie sich wieder verabschiedet. Beim nächste Biss einige Zeit später sausen die gesamten 100 Meter Schnur binnen Sekunden bis zum Anschlag. Kein Fisch in Sicht aber der Köder ist futsch. Ein dritter Biss, auch dieser Fisch schafft es nicht bis ins Cockpit - nun ist Schluss mit Angeln - es gibt Spaghetti mit Shrimps - auch gut! Ausserdem lassen wir uns frisch gebackenes Brot schmecken.
Mittwoch 20.02.2013
Standort: 04°14`N, 027°27´W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: wechselhaft, 28°C
Wind: 20-25 Knoten NNO
Gefahrene Strecke: 793 nM
Letztes Etmal: 112 nM
Reststrecke: 590 nM
Mehr wie die Hälfte der Fahrstrecke haben wir mitlerweilen problemlos hinter uns gebracht und wir rechnen eigentlich ständig damit, dass der Wind schwächer wird oder sogar ganz aufhört, so wie es in den diversen Handbüchern beschrieben ist. Die windstille Zone beginnt angeblich 5°N, aber wir sind bereits 4°N und es bläst nach wie vor mit 20 - 25 Knoten, was uns natürlich nur Recht ist, da wir (noch) keinen Motor brauchen und gut segeln können. Etwas unangenehm sind die immer höher werdenden Wellen, die das Schiff ein wenig zum Schaukeln bringen. Sonne und Wolken wechseln sehr rasch, aber es ist angenehm warm. Die ersten Regentropfen sind auch schon gefallen, aber reichen bei weitem nicht aus, um die Tifricat vom Sahara-Sand zu befreien.
Donnerstag 21.02.2013
Standort: 02°17`N, 028°01´W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: stark bewölkt und haeftige Regenschauer, 28°C
Wind: 0 - 5 Knoten NOO
Gefahrene Strecke: 916 nM
Letztes Etmal: 125 nM (Rekord)
Reststrecke: 468 nM
04:30 Funkkontakt mit einem Frachtschiff, das 2 Seemeilen neben uns vorbei fährt. Ein freundlicher Funker aus Montenegro teilt uns mit, dass er nach Rio de Janeiro unterwegs ist. Mit einem gigantischen Laser-Pointer beleuchtet er unser Schiff.
07:30 die Kalmenzone empfaengt uns mit den ersten kräftigen Regenschauern. Das Rader gibt uns rechtzeitig die dementsprechende Vorwarnung.
Wir machen alle Luken dicht und freuen uns, dass endlich das Schiff vom Saharasand befreit wird. Mit diesen tropical Squalls (kleine tropische Regenschauer mit teilweisen bis 35 Knoten strakem Wind ) müssen wir nach Info der anderen Segler, die zwischen 30 und 200 Seemeilen südlich von uns segeln, in den nächsten 2-3 Tagen rechnen. Trotz der starken Regenfälle ist es angenehm warm (29°-30°C). Wir haben bereits den Champagner für die Äquatortaufe eingekühlt. Voraussichtlich werden wir am Samstag den 23.02. den Äquator überqueren.
Das Highlight des Tages ist Gittis frisch gebackenes Weizenmischbrot mit Sonnenblumenkernen, welches ein wunderbares Aroma am Schiff verbreitet.
Freitag 22.02.2013
Standort: 00°40`N, 028°25´W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: stark bewölkt und Regenschauer, 30°C
Wind: 0 - 5 Knoten O - SO
Gefahrene Strecke: 1017 nM
Letztes Etmal: 100 nM
Reststrecke: 366 nM
Mittlerweile sind unsere 3 Weggefährten alle schon über den Äquqtor gesegelt und befinden sich bereits im Südatlantik. Wir werden diese magische Linie - laut letzter Hochrechnung - voraussichtlich am Samstag um ca. 04:00 Uhr UTC passieren. Das Wetter hat sich nicht geändert, wenig Wind und hin und wieder ein Regenguss ansonsten ist es den ganzen Tag grau in grau - aber sehr schwül!
Heute gibt es keine nenneswerte Ereignisse, nicht einaml ein Fisch hat sich an der Angel festgebissen.
Samstag 23.02.2013
Standort: 00°46`S, 029°24´W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: stark bewölkt und Regenschauer, 28°C
Wind: 10 - 15 Knoten SO
Gefahrene Strecke: 1108 nM
Letztes Etmal: 115 nM
Reststrecke: 255 nM
Um 04:04 UTC rumpeln wir mit unserer Tifricat beim Längengrad 028°42,8`W über den Äquator.
Wir köpfen eine Flasche Champagner und spenden dem Meeresgott Neptun einen kräftigen Schluck - der Mond ist unser Zeuge.
Danach gönnen wir uns ein Gläschen und freuen uns, dass wir nun auf der Südhalbkugel sind.
Wir bedanken uns für die zahlreichen Glückwünsche und für eure virtuelle Unterstützung.
Wie versprochen haben wir die Liste sämtlicher "vrituellen Teilnehmer" als Flaschenpost - selbstverständlich mit Absender - auf die Reise geschickt. Wer weiß, vielleicht liegt diese Liste einens Tages in unserem Postkasten.
Um 09:00 UTC verfinstert sich der Himmel und ein extrem starker tropical Squall schleicht sich heran. Jetzt werden wir anständig getauft. Bei Windböen bis 35 Knoten giesst es eine halbe Stunde wie aus Kübeln. Danach ist wieder Flaute aber die blöden Wellen, die wieder einmal gegen uns laufen, bleiben.
Sonntag 24.02.2013
Standort: 02°03`S, 030°36´W
Zeit: 19:00 UTC
Wetter: wolkenlos, 28°C
Wind: 10 - 15 Knoten SO
Gefahrene Strecke: 1233 nM
Letztes Etmal: 101 nM
Reststrecke: 150 nM
In der Nacht von Samstag auf Sonntag prasseln die (hoffentlich) letzten Squalls der Konvergenzzone auf uns nieder. Nach Sonnenaufgang klart der Himmel auf und es scheint den ganzen Tag die Sonne. Wermutstropfen ist Windrichtung und Welle. Mir müssen hart am Wind segeln, wofür ein Katamaran nicht so richtig geeignet ist. Zusätzlich versetzt uns uns noch ein starker Strom nach Westen, welcher die Situation noch verschärft. Die Wellen schlagen teilweise mit voller Wucht gegen das Schiff, sodass es laufend arg poltert. Auch die Schiffsbewegungen sind sehr ungemütlich. Wir hoffen, dass wie vorhergesagt, der Wind mehr noch Osten dreht, damit könnten wir die letzten Meilen angenehmer segeln.
Dienstag 26. Februar 2013
Zeit: 02:30 UTC
Standort:03°49,9`S, 032°24,1´W
Nach 12 Tagen, 12 Stunden und 30 Minuten fällt unser Anker vor der brasilianischen Insel Fernando de Noronha. Wir sind überglücklich die Atlantiküberquerung ohne jegliche Probleme geschafft zu haben. Wind und Welle war uns die meiste Zeit gnädig, so dass wir bis auf die letzten 4 Tage ein angenehmes Segeln hatten. Die eigentliche Sensation ist aber für uns, dass trotz der 1383 Seemeilen kein einziges Problem am Schiff aufgetreten ist. Weder ein Segel, noch der Autopilot, welcher im Dauereinstz war, oder sonstige stark beanspruchte Teile wie Umlenkrollen, Schotte etc. sind unterwegs in Brüche gegangen. Die einzige notwenige Reparatur war (kein Scherz!) eine lockere Schraube am Steuerstuhl!
So und nun gönnen wir uns ein kaltes Bier und einen guten "60 jährigen Grappa" (Danke Karin & Günter)
Donnerstag 28.02.2013
Das Hafenbüro von Fernando De Noronha warnt alle Boote vor extrem hohe Wellen am Ankerplatz und wir verlegen uns. Dabei stellen wir fest, dass wir entgegen unserer ersten Meinung doch einen Schaden an der Tifricat haben. Der Propeller auf der Steuerbordseite hat sich am Atlantik verabschiedet.
Sonntag 03.03.2013
Fernando De Noronha ist eine wunderschöne Insel, aber der Ankerplatz ist fürchterlich! Unsere Tifricat wirft es hin und her - das Bordleben ist kaum zu ertragen.
Auch das Anlanden mit dem Dinghi ist bei brechenden Brandungswellen mehr wie abenteuerlich und nicht ungefährlich.
Ausserdem ist es hier so extrem teuer, dass wir beim nächsten passenden Wind nach 5 Tagen wieder aufbrechen. Um 00:30 setzen wir die Segeln und starten zum Festland Brasilien.
Dienstag 05.03.2013
Bei Sonnenaufgang und zur beginnenden Flut laufen wir in den Rio Paraiba ein.
um 09:00 Uhr fällt der Anker vor dem Yacht Village Jacare, welche von den beiden Franzosen Philippe und Francis betrieben wird. Jetzt, wo wir das Festland erreicht haben, ist die Atlantiküberquerung vollendet.
Und nun versuchen wir einen neuen Propeller für den Steuerbordmotor aufzutreiben - mal sehen!
Bis zum nächsten Reisebericht
liebe Grüße an alle hompage-Leser
die TIFRICAT – Crew
Gitti & Fritz